Fahnenschwinger
Eine der schönsten zur Heimat verbundenen Eigenarten in der schweizerischen Kulturlandschaft ist das Spiel mit der Fahne. Die Urwüchsigkeit, das Ritual der Schwünge sowie die Schönheit und Abwechslung finden wir noch heute in jedem Fahnenspiel.
Das tägliche Üben und das gemein-same wöchentliche Proben unserer Fahnenschwinger erfordern eine erhebliche sportliche Leistung. Die Kunst des Fahnenschwingens besteht darin, einen bunten Strauss von verschiedenen Schwüngen zusammenzustellen, die jeweils beidseitig ausgeführt und mit einigen Hochschwüngen ausgeschmückt werden.
Ein Auftritt von einem Fahnenspiel im Duett oder bis zum Achterspiel, begleitet von der Melodie eines Alphorns, erfordert eine hoch konzentrierte und präzise Teamarbeit. Hier kann das Fahnenspiel die Herzen erfreuen und in seinen Bann ziehen.
Aus der Sicht einer Trachtengruppe in der Schweiz könnten Jodler, Alphornbläser und Fahnenschwinger als Nahverwandte bezeichnet werden. In vielen Trachtengruppen wird ja nicht nur getanzt, es wird gesungen, musiziert und eher selten findet man unter den eigenen Mitgliedern auch Alphornbläser und Fahnenschwinger.
Vom Fahnenschwingen eine kurze Umschreibung
Das Spiel mit der Fahne ist sicher eine der sinnvollsten und schönsten Eigenarten in der schweizerischen Kulturlandschaft. Sie wurde uns von den Sitten und Bräuchen der Älplerbruderschaften der Zentralschweiz erhalten und überliefert.
Schon im Mittelalter finden wir Nachweise über vorhandene, militärische Fahnen-schwinger-Spiele. Dies aber nebst der Schweiz auch in Italien, Spanien und Frankreich. Man nimmt an, dass der Truppe die Fahne als Erkennungszeichen gedient hat. Das Hochhalten oder ein Hochwurf galt als Zeichen für Sammlung und ein Abbruch stellte den Rückzug dar. Diesem soldatischem Fahnenschwingen wurde später strenge Richtlinien gegeben, was die Grundlage für das heutige Fahnenschwingen bewertet werden kann.
Um die Jahrhundertwende zogen dann aber die besten Aelplerfähnriche hinaus, um an Schwing- und Aelplerfesten die schöne Kunst des Fahnenschwingens im edlen Wettstreit zu zeigen und um Preisgaben zu kämpfen. So wurde das Spiel mit der Fahne hinausgetragen in alle Gegenden unseres Landes und so der Allgemeinheit langsam vertraut gemacht. Wie früher bedient man sich auch heute noch einer kurz-stieligen Fahne, dessen unbeschwerten Seidenstoff dem Fähnler weitaus mehr Möglichkeiten in seiner Entfaltung bietet, als die damalige schwere, blutrote Stoffahne. Das Ritual der Schwünge ist in seinem Grundkonzept erhalten geblieben. Schönheit, Urwüchsigkeit und Abwechslung finden wir auch heute noch in der überlieferten Art des Fahnenspiels. Die alten Schwünge wurden verbessert, neue kamen dazu und der ganze Aufbau wurde verfeinert und ausgeglichener.
Das heutige Fahnenschwingen erfordert eine erhebliche sportliche Leistung. Alle Schwünge müssen sowohl links- wie rechtshändig ausgeführt werden. Dabei muss der führende Arm soweit möglich immer gestreckt sein und die ruhende Hand muss sofort in die Hüftstütze gehen. Die Fahne darf nie stillstehen, soll immer offen bleiben und weder den Körper noch den Boden berühren. Auch der Stand wird beachtet. Dazu stellt man sich in den Ring mit zwei Kreisen. Der kleine hat einen Durchmesser von 60 cm und der grosse einen von 150 cm. Hier werden alle unnötigen Bewegun-gen und Schritte erkannt und in Abzug gebracht.
Das Fahnenschwingen besteht aus Boden- Körper- Kopf- Mittelhoch- und Hochschwüngen. In einer Vortragsübung die an den Jodlerfesten gezeigt werden dauert 3 Minuten. Es sollte ein bunter Straus von verschiedenen Schwüngen zusammengestellt werden, die jeweils beidseitig ausgeführt werden und mit einigen Hochschwüngen ausgeschmückt werden.
Seit einigen Jahren wird auch das Duettfahnenschwingen vorgetragen. Alle Grundregeln bleiben die gleichen. Dazu kommt die Harmonie und die Fahnen werden mehrmals von Partner zu Partner geworfen und gewechselt. Meistens werden diese Vorträge gegenhändig ausgeführt, also einer links und der andere rechts. So wird ein Vortrag noch um einiges komplizierter.
Von 4 Jurymitglieder werden die Vorträge bewertet. 30 Punkte hat ein Fahnenschwinger zu gut. 4 Wertklassen sind zu vergeben.
Note „sehr gut“ gleich Klasse 1 ist im Bereich von 30 – 26 Punkte
Note „gut“ gleich Klasse 2 ist im Bereich von 25.75 – 20 Punkte
Note „befriedigent“ gleich Klasse 3 ist im Bereich von 19.75- 10 Punkte
Note „ungenügend“ gleich Klasse 4 ist im Bereich von 9.75- 0 Punkte
Nur ein Beispiel von Abzügen: Die Fahne fällt auf den Boden aus einem einfachen Hochschwung heraus, so gibt das bereits 4 Punkte Abzug pro Fall, also beteudet dies bereits die Klasse 2. So wird aber zusätzlich jeder Streifer, jeder Schritt, jeder Verwickler induviduell notiert und in Abzug gebracht. Also wenn ein Fähnler die Note
„sehr-gut“ bekommt darf nicht viel schief gehen.
Die Wettkämpfe finden immer anlässlich eines Jodelfestes statt und werden in geschlossenen Halle ausgetragen wo Wind und Witterungseinflüsse ausgeschlossen sind. Das Fahnenschwingen im Freien oder an einem Umzug sind spontane Einsätze und werden nicht bewertet. Aber auch hier kann ein Fahnenspiel die Herzen erfreuen und in sein Bann ziehen.